Mehr als Müdigkeit: Was tun gegen Fatigue?
Seit der Diagnose und Behandlung Ihrer Krebserkrankung fühlen Sie sich müde und ausgelaugt, egal wieviel Sie sich ausruhen oder schlafen?1 Dann leiden Sie vermutlich wie die meisten Frauen mit metastasiertem Brustkrebs unter Fatigue.2 Verschiedene Maßnahmen können hier hilfreich sein, um die Fatigue und den damit einhergehenden Leidensdruck zu bessern.
Erschöpfung, Vergesslichkeit, vermehrtes Schlafbedürfnis – das Erscheinungsbild der Fatigue ist vielfältig und kann sowohl mit körperlichen Auswirkungen einhergehen als auch die Gefühlsebene negativ beeinflussen. Dies kann dazu führen, dass alltägliche Aufgaben, die vor der Krebsdiagnose problemlos nebenherliefen, zur großen Anstrengung werden. Zwar gibt es zurzeit kein spezielles Medikament gegen Fatigue3, doch können verschiedene Maßnahmen das quälende Gefühl der Erschöpfung lindern und Sie darin unterstützen, Ihren Alltag zu meistern. Hierbei sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam eine für sich passende Therapiestrategie entwickeln, da es sich bei Fatigue um ein sehr individuelles Beschwerdebild handelt. Allerdings lohnt es sich, folgende Tipps auszuprobieren und zu testen, ob Sie sich positiv auf Ihre Fatigue auswirken.4,5
Tipps auf einen Blick: Was Sie im Alltag gegen Ihre Fatigue tun können6
- Integrieren Sie regelmäßige Bewegung in Ihren Tagesablauf
- Setzen Sie Prioritäten: Geben Sie Aufgaben ab, wenn Sie keine Kraft für diese haben
- Achten Sie auf Ihre Schlafhygiene: Ein strukturierter Tagesablauf kann für regelmäßigen und ausreichenden Schlaf hilfreich sein
- Ernähren Sie sich ausgewogen und gesund
- Entspannen Sie: Für einige Patientinnen sind z. B. Yoga, Qigong oder Meditation bei Fatigue hilfreich
Regelmäßige Bewegung gegen Fatigue
Verschiedene Studien konnten bereits zeigen, dass eine regelmäßige körperliche Betätigung Fatigue verringert. Hier kann bereits ein moderates Training (z. B. für 30 Minuten dreimal die Woche) positive Effekte erzielen. Aufgrund dieser positiven Effekte auf die Fatigue empfiehlt auch die Leitlinie – die medizinische Behandlungsempfehlung von Fachgesellschaften an Ärztinnen und Ärzte – körperliche Aktivitäten zur Behandlung von Fatigue. Zudem kann die Bewegung Sie dabei unterstützen, Ihre Diagnose und Erkrankung zu verarbeiten und sich körperlich und emotional besser zu fühlen. Auch Ihre Lebensqualität kann durch die körperliche Betätigung gesteigert werden.7
Wie Psychotherapie gegen die Müdigkeit hilft
Da sich Fatigue nicht nur durch körperliche, sondern auch psychische Erschöpfung zeigt, kann eine psychotherapeutische Behandlung hilfreich sein. Ein Therapieverfahren, das für Sie hierfür in Frage kommen könnte, ist die sogenannte Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT): Anders als bei anderen Therapieformen, geht es bei der ACT nicht darum, die Beschwerden zu beseitigen. Es soll vielmehr die Akzeptanz der gegenwärtigen Situation und damit die Zufriedenheit im Alltag erhöht werden. Innerhalb der Therapie werden dafür verschiedene achtsamkeits- und akzeptanzbasierte Strategien kombiniert, um Veränderungen der Denk- und Verhaltensmuster zu bewirken. Mehrere Studien konnten bereits die Wirksamkeit von ACT bei u. a. Angststörungen, Depression oder chronischen Schmerzen belegen.8
Woher kommt eigentlich die Erschöpfung?
Die genaue Ursache der Fatigue ist zwar noch nicht vollständig verstanden, doch steht bereits fest, dass mehrere Faktoren beteiligt sind. Zum einen können die verschiedenen Behandlungsoptionen des metastasierten Brustkrebses mitsamt den Nebenwirkungen Fatigue auslösen. Zum anderen kann der Krebs selbst zu Fatigue führen, da das Tumorwachstum Energie kostet und gleichzeitig körpereigene Stoffwechselprozesse stört. Auch psychische und soziale Faktoren sind beteiligt: Die Krebsdiagnose belastet Sie verständlicherweise, wodurch Sie womöglich schlechter schlafen oder sich weniger bewegen.
Vorbereitung auf das nächste Arztgespräch: Wie wird Fatigue erfasst?
Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte werden Sie in einem Anamnese-Gespräch genau zu Ihrer Fatigue und den Auswirkungen auf Ihren Alltag befragen. Dabei kommen auch spezielle Fragebögen zum Einsatz, um das Ausmaß und die Auslöser zu identifizieren. Je nach Ursache können zudem Blutuntersuchungen und weitere Untersuchungsverfahren erfolgen. Fatigue ist sehr subjektiv, weshalb es schwerfallen kann, die Empfindungen genau zu beschreiben. Dabei können Ihnen folgende Fragen helfen, sich auf das nächste Arztgespräch vorzubereiten:4
- Wie stark ist meine Müdigkeit?
- Was ist anders im Vergleich zur Situation vor meiner Erkrankung?
- Wann beginnt meine Müdigkeit, wie lange dauert sie?
- Wie macht sich meine Müdigkeit körperlich bemerkbar?
- Sind meine Stimmung und/oder mein Konzentrationsvermögen verändert?
- Wie wirkt sich meine Erschöpfung auf den Alltag aus?
Referenzen
- Mamma Mia! Das Brustkrebsmagazin: Fatigue bei Tumorpatienten. Verfügbar unter: https://mammamia-online.de/eierstockkrebs/fatigue-bei-tumorpatienten/ (abgerufen am 24.10.2022)
- Selpers: Gesundes lernen: Was ist Fatigue? Verfügbar unter: https://selpers.com/lektion/erschoepfung-bei-metastasiertem-brustkrebs-was-ist-fatigue/ (abgerufen am 05.12.2022)
- Gesundheitsinformationsdienst: Gibt es Medikamente gegen Fatigue bei Krebs? Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2021/news063-medikamente-gegen-fatigue-bei-krebs.php (abgerufen am 24.10.2022)
- Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft (dkfz). Krebsinformationsdienst. Informationsblatt: Fatigue: Erschöpfung und Müdigkeit bei Krebs. Verfügbar unter https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-fatigue-bei-krebs.pdf (abgerufen am 06.09.2022).
- Bayerische Krebsgesellschaft e.V. Fatigue – wenn Müdigkeit quälend wird. Verfügbar unter https://www.bayerische- krebsgesellschaft.de/fileadmin/user_upload/BKG_Broschuere-Fatigue_2015.pdf (abgerufen am 06.09.2022).
- Deutsches Krebsforschungszentrum. Fatigue bei Krebspatienten: Was tun bei Müdigkeit und Erschöpfung? Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/fatigue/fatigue-index.php (zuletzt abgerufen am 05.12.2022)
- Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Version 4.4, 2021, AWMF Registernummer: 032-045OL, Verfügbar unter: http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/mammakarzinom / (abgerufen am 06.09.2022).
- Bader K. Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie: Lernen, das zu tun, was das Leben reich macht. Psychiatrie & Neurologie 2014. Verfügbar unter https://www.rosenfluh.ch/media/psychiatrie-neurologie/2014/03/Die_AkzeptanzCommTherapie.pdf (abgerufen am 06.09.2022).