Palliative Versorgung bei Brustkrebs: Frühzeitig wichtig

Onkologinnen bzw.  Onkologen setzen alles daran, den Fortschritt des metastasierten Brustkrebses hinauszuzögern. Doch sollte der Fokus auch auf Ihrer Lebensqualität liegen. Welche Rolle spielt hier die – insbesondere frühzeitige – palliative Versorgung?  

Freundliche medizinische Versorgung

Im Gegensatz zu anderen Behandlungsoptionen legt die Palliativmedizin den Schwerpunkt ausschließlich auf die Lebensqualität: Das Leben mit metastasiertem Brustkrebs wird begleitet und körperliche sowie psychische Beschwerden möglichst gelindert – insbesondere die Reduktion der Schmerzen der fortgeschrittenen Krebserkrankung ist von Bedeutung. Dabei richten sich alle Maßnahmen der palliativen Versorgung nach Ihren individuellen Bedürfnissen. Auch Ihre Wünsche werden berücksichtigt und die Therapieentscheidungen gemeinsam mit Ihnen getroffen. So wird z. B. zusammen erwogen, ob bestimmte chirurgische Eingriffe oder der Einsatz spezieller Medikamente angemessen sind oder Ihrer Lebensqualität mehr schaden als nutzen.1,2,3

Palliative Begleitung: Wann? Möglichst frühzeitig!

Viele schrecken zunächst vor der Palliativmedizin zurück, da hierunter oft nur die Begleitung der letzten Lebenswochen verstanden wird. Doch kann die palliative Versorgung bereits kurz nach Ihrer Diagnose des metastasierten Brustkrebses beginnen und Sie über Jahre begleiten und die Nebenwirkungen, die durch die Therapie entstehen, lindern.4 Wann genau der richtige Zeitpunkt für die Palliativversorgung ist, hängt von Ihren Beschwerden und Bedürfnissen ab.3

Eine Studie untersuchte die Effekte der palliativen Begleitung zusätzlich zur Routineversorgung bei Frauen mit metastasiertem Brustkrebs: Die körperliche Leistungsfähigkeit der Patientinnen, ihr Zugang zu Unterstützungsangeboten und die Koordination ihrer Pflege konnten u. a. verbessert werden – also die Aspekte, welche die Lebensqualität beeinflussen können. Des Weiteren zeigte sich, dass die palliative Begleitung am erfolgreichsten war, wenn sie zu einem frühen Zeitpunkt im Krankheitsverlauf einsetzte.Doch unabhängig davon, wann die palliative Versorgung in Anspruch genommen wird, ist es wichtig, dass die Begleitung kontinuierlich erfolgt und sich an die aktuellen Beschwerden und deren Intensität anpasst.3   

Keine Scheu vor der palliativen Versorgung: Hinweise zur Vorbereitung1

 

  • Notieren Sie sich Ihre Fragen im Vorhinein: Was möchten Sie genau wissen, was ist Ihnen noch nicht ganz klar? 
  • Auch im Laufe des Gesprächs sollten Sie jederzeit nachfragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.  
  • Wenn Sie das Bedürfnis haben, ziehen Sie Angehörige oder eine nahestehende Person hinzu. 
  • Teilen Sie Ihrem Gegenüber mit, wenn Sie nervös, angespannt oder kraftlos sind. Auch Ihre Ängste und Wünsche sollten Sie offen ansprechen. 

Nicht nur auf die palliative Versorgung sollten Sie sich gut vorbereiten. Auch für andere Arztgespräche sollten Sie bereit sein, um eine aktive Rolle bei Entscheidungen rund um Ihre Behandlung einnehmen zu können. Einen Leitfaden, der dabei hilfreich sein kann, finden Sie unter folgendem Link zum Download.

 

Optimal unterstützt: Interdisziplinäres Palliativteam

Da die Aufgaben der palliativen Versorgung sehr umfangreich und vielfältig sind, arbeiten hier verschiedene Berufsgruppen eng zusammen, um eine optimale und ganzheitliche Versorgung zu gewährleisten. Das interdisziplinäre Palliativteam setzt sich dabei u. a. aus Pflegekräften, Ärztinnen bzw. Ärzten, Psychotherapeutinnen bzw. Psychotherapeuten und Physiotherapeutinnen bzw. -therapeuten zusammen. Die palliative Begleitung kann ambulant (zu Hause) oder stationär (in einer Einrichtung) erfolgen. Auch in Tageskliniken oder Tageshospizen können Sie tagsüber die palliative Versorgung in Anspruch nehmen. Die palliative Unterstützung wird meist in Form von Gesprächen gestaltet und bietet auch Hilfe bei organisatorischen Fragen. Auf Ihren Wunsch können auch Ihnen nahestehende Personen in die palliative Versorgung eingebunden werden, da auch diese unter der Diagnose metastasierter Brustkrebs leiden und oftmals an der Koordination der Pflege beteiligt sind.1,2,3 

 

Die Kosten für die palliativmedizinische Versorgung durch den Hausarzt, den Palliativmediziner als auch für die häusliche palliative Krankenpflege oder die ärztlich verordnete, spezialisierte ambulante Palliativversorgung werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

 

Auch eine digitale Kommunikation mit u. a. Psychoonkologinnen bzw. Psychoonkologen ist möglich. Dies sichert nicht nur während einer Pandemie die fortlaufende Unterstützung, sondern bietet auch eine hohe Flexibilität.  

 

Was bedeutet eigentlich „palliativ“? 

 

Wussten Sie schon? Der Begriff „palliativ“ leitet sich von dem lateinischen „pallium“ oder „palliare“ ab und bedeutet so viel wie „mit einem Mantel bedecken“.6 Somit verrät bereits die Bezeichnung, dass Patientinnen in der palliativen Versorgung begleitet und unterstützt werden – das Palliativteam umhüllt Sie sozusagen schützend wie mit einem Mantel.  

 

Weitere Informationen zur Organisation, zu Ansprechpartnern und rechtlichen Aspekten palliativer Versorgung bietet Krebsinformationsdienst:  

 

Referenzen

  1. „Leitlinienprogramm Onkologie“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe. Patientenleitline: Palliativmedizin. 2018. Verfügbar unter https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Palliativmedizin_1980018.pdf (aufgerufen am 11.07.2022).
  2. „Leitlinienprogramm Onkologie“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe. Patientinnenleitline: Metastasierter Brustkrebs. 2018. Verfügbar unter https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Brustkrebs_metastasiert.pdf (aufgerufen am 11.07.2022).
  3. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Version 4.4, 2021, AWMF Registernummer: 032-045OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/mammakarzinom/ (abgerufen am 11.07.2022).
  4. Gesundheitsinformation. Metastasierter Brustkrebs. Behandlungsmöglichkeiten und unterstützende Therapien. Verfügbar unter https://www.gesundheitsinformation.de/behandlungsmoeglichkeiten-und-unterstuetzende-therapien.html#Palliativmedizin-Mit-der-Erkrankung-leben (aufgerufen am 11.07.2022).
  5. Palliative care access in the elderly metastatic breast cancer population: obstacles and opportunities MacDonald T, et al. Transl Cancer Res 2020; 9 (Suppl 1): S110-S1115. https://tcr.amegroups.com/article/view/31071/html (aufgerufen am 25.10.2022)
  6. Palliativversorgung. Möglichkeiten der ambulanten Versorgung, Praxisbeispiele und rechtliche Hinweise, Kassenärztliche Bundesvereinigung, 2020. Verfügbar unter https://www.kbv.de/media/sp/PraxisWissen_Palliativversorgung.pdf (aufgerufen am 15.10.2022)
  7. Palliativmedizin. Verfügbar unter https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/palliativmedizin.html (aufgerufen am 15.10.2022)